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#1

Borgward - Ein Mann und seine Autos

in Oldtimer 10.07.2004 13:18
von Claus | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte
Borgward - Ein Mann und seine Autos - Teil 1

Begonnen hat alles nach dem ersten Weltkrieg mit der Produktion von Autoteilen, genauer mit der Herstellung von Kühlern. Bald darauf folgten Kotflügel. Wichtigster Auftraggeber Borgwards waren die Bremer Hansa-Lloyd Werke, zu dieser Zeit einer der bedeutendsten Automobilhersteller Deutschlands.

Hansa-Lloyd entstanden 1913 durch den Zusammenschluß der Hansa Werke in Varel und der Norddeutschen Automobil- und Motoren AG (NAMAG), Bremen, hatte eine breite Produktpalette mit PKW Modellen bis in die Luxusklasse einerseits und andererseits vom leichten Transporter bis zum LKW mit 5 t Nutzlast. Bis zu 5000 Menschen waren bei Hansa-Lloyd beschäftigt.

Borgward ständig auf der Suche nach Marktlücken, in denen er seine Produktideen unterbringen konnte, erkannte neben der Funktion des Zulieferers eine Chance zur Herstellung primitiver Transporter. Daraus entstand der Blitzkarren. Ein dreirädriges Vehikel mit Ladefläche, das sich hervorragend eignete, Transportaufgaben über kurze Distanzen zu erledigen. Billig in der Anschaffung und günstig im Unterhalt war der Erfolg unausweichlich.

Der nächste Schritt war die Schaffung der Marke Goliath. Unter diesem Namen bot Borgward ab 1925 seine Dreiradfahrzeuge an. Mit dem Namen wollte Borgward unterstreichen zu welchen Leistungen die kleinen Fahrzeuge fähig waren. Ausgerüstet mit einem Platz für den Fahrer, gegen Aufpreis konnte auch ein Sozius oder Beifahrer ein- oder aufsteigen, und einer Ladefläche, die je nach Motor für 500-600 kg gut war, hatte er einen Volltreffer gelandet.

Die Entwicklung wurde durch die Weltwirtschaftskrise noch zusätzlich begünstigt, denn nun war billig noch mehr gefragt als zuvor und Borgward konnte mit seinen Dreiradfahrzeugen genau das liefern, was die Wirtschaft brauchte und bezahlen konnte.

Und einen weiteren Umstand konnte Borgward nutzen. Viele Hersteller kamen durch die Wirtschaftskrise in Bedrängnis. So auch die Bremer Hansa-Lloyd Werke, als deren Zulieferer er mal begonnen hatte. Er konnte 1929 mit geringem finanziellen Einsatz die Aktienmehrheit erreichen und Hansa-Lloyd seinem wachsenden Firmenimperium einverleiben.

Hansa-Lloyd baute bis dahin neben den LKW auch PKW bis hinein in die Luxusklasse. Mit dem Trumpf-Ass, dem Imperator und dem A8 (ja, den gab es schon vor Audi) hatte man gar ein Modell im Angebot, das teurer war als die zeitgenössischen Maybach und Horch Fahrzeuge. 8 Zylinder und 100 PS stark. Nur in kleinen Stückzahlen überhaupt verkäuflich aber teuer in der Entwicklung mußte das Unternehmen in die Verlustzone geraten, vor allem wenn die potentielle Kundschaft wie in der Weltwirtschaftskrise von heute auf morgen bettelarm auf der Straße stand.

Borgward stellte konsequent die Luxus-PKW Produktion bei Hansa-Lloyd ein und setzte die LKW Produktion fort. PKW gab es in den folgenden Jahren nur unter den Marken Goliath und Hansa. Und die hatten bei Goliath die gleichen Tugenden aufzuweisen wie auch die Dreiradtransporter: Billig in der Anschaffung und im Unterhalt. Das bekannteste Modell dürfte ab 1931 der Goliath Pionier gewesen sein. Die Hansa PKW der Folgezeit gehörten zur Mittelklasse bis zur gehobenen Mittelklasse. Mit Hubräumen von 1100, 1700, 2300 und 3000 ccm baute Borgward eine interessante Modellpalette auf. Der 2300 war dann auch der erste Wagen, der unter dem Namen Borgward angeboten wurde.

Das Entstehen des 3ten Reichs und der einsetzende Rüstungswahn der braunen Herren in Berlin brachte auch Borgward Aufträge ins Haus, die nach und nach die bisherigen Produkte ersetzten. Torpedos, Bombenabwurfvorrichtungen und Zulieferteile für die Panzerproduktion waren schnell in die Produktionspalette des aufsteigenden Borgward Konzerns integriert. Hinzu kamen noch Zugmaschinen für die Artillerie. 1942 war dann auch für Hansa Schluß mit dem PKW Bau.

1945 kümmerten sich dann erst einmal die Amerikaner um Borgward. Sie internierten den genialen Konstrukteur, ließen es aber zu, daß er die Kontrolle über seine Werke behielt, die von den Belegschaften wieder aufgebaut wurden. 1948 kam Borgward aus der Internierung nach Bremen zurück und gleich nach der Währungsreform konnte er mit 3 Marken starten:

Borgward, Lloyd und Goliath

Ähnliche Informationen gibt es auch auf zig Websites. Darum noch ein paar (gute) Links:

Marken- oder typspezifische Seiten:

Borgward Gruppe

http://www.borgward-ig.de/d/index.htm

Goliath

http://home.arcor.de/weisshauptr/htm/index_d.htm

http://community-2.webtv.net/gladbeat/BorgwardGoliathPics/

Lloyd

http://homepages.compuserve.de/Garage2Cv/Borgward-Mythos.htm
http://www.lloyd-motoren.de/


Bekannte Sammler mit umfangreichen Webseiten:

Oskar Pfeffer, Deutschland:

http://home.t-online.de/home/Borgward-O.Pfeffer/

Gerhard Würnschimmel, Österreich

http://www.borgward.org/

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#2

Borgward - Ein Mann und seine Autos

in Oldtimer 10.07.2004 13:34
von sinovelo | 903 Beiträge | 970 Punkte
Und hier die weiterführenden Links (Nachkriegsentwicklung)

Borgward-Biographie

Umfangreiche Bio bei Radio Bremen, mit Filmen

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#3

Borgward - Ein Mann und seine Autos

in Oldtimer 25.07.2004 16:05
von Claus | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte
... und weiter geht's
Borgward nach dem Krieg

Wie schon erwähnt haben die Alliierten Carl Borgward erst einmal aus dem Verkehr gezogen. Immerhin war er Reichswirtschaftsführer und damit verdächtig. Trotzdem durfte er die Kontrolle über seine Werke behalten, von denen die Bombenangriffe leider nicht viel übrig gelassen hatten.

Den notdürftigen Wiederaufbau der Produktion besorgten Mitarbeiter unter der Leitung ehemaliger Führungskräfte auch ohne die direkte Mitwirkung Carl Borgwards. Und selbst der konnte die Zeit in der Internierung nutzen und entwickelte einen Mittelklassewagen. Inspiration holte er sich aus US-Zeitschriften, die er von seinen Bewachern ausleihen konnte. Heraus kam der erste wirklich von Grund auf neu entwickelte PKW in Deutschland.

Womit wir bei der Marke Borgward angekommen sind. Das Auto kam 1949 auf den Markt unter dem Namen Borgward Hansa 1500. Vor allem die Karosserie des Wagens war hochmodern, aber auch Fahrwerk und Motor waren mehr als nur ‘Up to date’. Eine heute etwas hochbordig wirkende, glatte Pontonkarosserie hatte der Wagen. Es war die erste Pontonkarosserie in Deutschland. In den Varianten Limousine 2- und 4-türig, sowie als 3-türiger Kombiwagen wurde der Wagen angeboten. Von Karosseriebauern wie Hebmüller, Rometsch und anderen gabe es auch Cabriolets, Coupé und Spezialaufbauten (Krankentransport und Bestatter).

Mit 48 PS aus einem sehr lamghubig ausgelegten 1,5 Liter Motor war eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h und eine Dauergeschwindigkeit von 120 km/h möglich. Das war damals ein Hochleistungsmotor verglichen mit dem, was andere auf dem Markt hatten. Die Mercedes S-Klasse kam mit 52 PS aus 1,7 Litern, die E-Klasse (damals 170V genannt) mit 38 PS an den Start! Und ein Opel Olympia brachte es trotz ‘moderner’ OHV Maschine bei 1,5 Litern auf 37 PS.

Modernen Motorenbau gab es zu dieser Zeit nur im benachbarten Frankreich, wenn man sich einen gerade erschienenen Peugeot 203 leistete. Sollte ich heute entscheiden, welches das in Summe modernste Auto der Mittelklasse auf dem Markt von 1949 war, müßte ich eine schwierige Entscheidung zwischen dem Borgward und dem Peugeot treffen!

Wie auch immer die ausfiele, Tatsache ist, daß Borgward schnell nachlegte. Neben der 1,5 Liter Variante mit 48 PS erschienen leistungsgesteigerte Versionen für die schnellen Cabrios und Coupés mit bis zu 80 (Carrera Rennmotor genannt!!) PS. Da kam auch der Peugeot 203 mit seinem sehr kurzhubigen und mit hemisphärischen Brennräumen ausgerüsteten 1,3 Liter Motor nicht mit. Selbst die von D’Arl Mat entwickelten ‘Specials’ wurde die Leistung des Motors bis in den Bereich von 70 PS gesteigert. Ab Werk gab es aber bei Peugeot nur die Standardmotorisierung.

Und auch beim Hubraum setzt Borgward noch eins drauf mit dem Hansa 1800, der 60 PS leistete und von 1952 bis 1954 angeboten wurde. Daneben gab es noch einen 1800 Diesel mit unsäglich langsamen 42 PS. Immerhin aber 4 PS mehr als ein Mercedes 170 D zu bieten hatte.

Damit nicht genug gab es für den Hansa 1500 schon ab März 1950 mit einer Vollautomatik an Stelle des Viergang-Getriebes. Der Hintergrund war, daß Carl Borgward zwar gerne Auto fuhr, aber das Schalten der Gänge konnte ihn nicht begeistern. Also entwickelte er, bzw. seine Ingenieure entwickelten die Hansamatic, die bereits über einen Drehmomentwandler verfügte. Mit dieser Ausstattung mutierte der Wagen allerdings zu einer Wanderdüne!

Paralell dazu hatte man, schon bevor der Chef aus der Internierung zurück kam, den Bau von LKW unmittelbar in der Wiederaufbauphase wieder aufgenommen. Da alles nur mit Duldung der Besatzer möglich und alle Materialien knapp und nur auf Zuteilung zu haben waren, war das der einzige Weg, wieder eine Produktion zu starten. LKW waren zu dieser Zeit auch wirklich dringender notwendig als PKW.

.... to be continued

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#4

Borgward - Ein Mann und seine Autos

in Oldtimer 01.02.2005 09:14
von Helmut • Foreninventar | 586 Beiträge | 618 Punkte
Hallo alle,

Eigentlich suchte ich was für Motorräder und bin dann auf einen interessanten Link gekommen, der neben Unmengen von Motorrädern auch Bilder von schönen alten Autos, auch deutschen, hat u.a. auch Borgward, daher tue ich de´n Tip auch hier rein !

Aber nicht nur Borgward. Da es ein US Link ist fand ich dort auch die BMW Isetta im US ausführung !! mit Rammschutzbügeln - wer kennt nicht die "Hörner" der Käfer-Exportausführung !

ERinige bilder die dort zu finden sind sind aber US-Kitsch-Umbauten , aber lasst Euch nicht schocken !

alles unter

www.carnut.com

Viel Spass beim durchsehen, sind zum Teil richtig schöne Dinge dabei !! Helmut


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#5

Borgward - Ein Mann und seine Autos

in Oldtimer 01.02.2005 12:22
von Claus | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte
Hallo Helmut,

vielen Dank für den Link! Das Thema HotRod ist ja sehr amerikanisch. Auf deutschem Boden wurden die Möglichkeiten jahrzehntelang durch den TUeV blockiert. Sonst hätten wir wahrscheinlich auch bei uns die Motorräder aus Rötger Feldmann's Werner Comics auf der Straße (Bockwurstwerfer inklusive)

Ist vielleicht auch besser so. So ist uns diese "Große Isetta" Mutation erspart geblieben.



Der ist wohl mehr was für Leute mit fulmi-nantem Geschmack!

Die Ausführung 'Export' beim Käfer ist mir natürlich bekannt. Viele Hersteller, hatten schon in den 50ern ihre Autos für den Export anders ausrüsten müssen als für den europäischen Markt. Einzig Mercedes hat ziemlich lange gebraucht, um zu erkennen, daß damit auch in Deutschland zusätzliches Geld zu machen ist.

Es dauerte bis zum Erscheinen des 300 SEL 6.3 (W108) bis die "Exportscheinwerfer" anstelle der Glasschalen geordert werden konnten. Dabei gab es dieses Detail schon bei der Heckflosse (Fintail - W111).

Die Stoßstangen mit den Bügeln gab es auch beim Porsche 356, der auf verschiedenen Märkten noch ein anderes witziges Detail hatte. Dort waren die Rückstrahler am Heck auf einen geschwungenen Fuß montiert, statt wie bei den Autos für Deutschland in den Hörnern der hinteren Stoßstange integriert zu sein.

Dieses Detail findet man sogar an den 356er Modellautos von Bburago!


Mit freundlichen Grüßen

Claus

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