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Waidmannsheil oder wie der Adel Maulwürfe bekämpft

in Lifestyle kreativ 21.08.2006 13:53
von Andreas • Gründungsmitglied | 3.117 Beiträge | 12268 Punkte
Achtung! Dieser Text ist nicht jugendfrei!

Die Handlung ist frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder
bereits verstorbenen Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt

Waidmannsheil oder wie der Adel Maulwürfe bekämpft

"Nein!", die Gräfin erbleichte.

Unwillkürlich fuhr sie mit der feinnervigen rechten Hand zum Herzen. Obwohl sie wissen musste, was sie dort erwartete, war ihr die Enttäuschung anzumerken, dass an der Stelle, an der ihre Hand nun lag, nichts als Knochen zu fühlen waren. Oh, wie oft hatte sie sich schon, nackt vor dem Spiegel stehend und ihre Hühnerbrust betrachtend, gewünscht, nur ein wenig mehr davon zu haben, was man eine weibliche Brust hätte nennen können.

Wie hatte sie es geschmerzt, dass ihr Gatte, Graf Wurstel von Brauschiss, abends volltrunken aus der Kneipe kommend sich vor sie hingestellt und gelallt hatte: "Du hast ja noch weniger Brust als ein Spatz Fleisch an der Kniescheibe",

Still war sie zusammengesunken.

Nächtens hatte sie, wenn Graf Wurstel geschnarcht hatte, dass die Wände der fürstlichen Burg trotz ihrer Dicke einzustürzen drohten, die Bettlaken nass geschluchzt und gebetet, ein Wunder möge geschehen und sie am nächsten Morgen mit Titten wie Wassermelonen erwachen lassen.

Umsonst.

Heimlich war sie von Arzt zu Arzt gelaufen, aller Häme der Mediziner trotzend hatte sie es mit Cremes versucht., mit Massagen und Saugglocken.

Umsonst.

Ja, sogar vor Damwildscheiße war sie nicht zurückgeschreckt. Es war der Geheimtipp eines alten Weibes aus dem Dorf gewesen. Bei Vollmond solle sie frische Damwildscheiße sammeln, sie in einem irdenen Gefäß aufkochen und dann auf sich verreiben.

Es war alles umsonst gewesen.

Einzig der Gestank war für vier lange Monate ihr steter Begleiter.

Wie hatte sie ihren Gatten angefleht, sie trotzdem zu lieben, wie sehr wünschte sie sich doch, ihm eine vollwertige Gespielin zu sein.

"Da hacke ich doch lieber die Kühe auf der Dorfweide. Die stinken zwar genauso, aber wenigstens haben sie was in der Bluse!" hatte er gegrölt und war, nur mit Schaftstiefeln bekleidet, wüst seinen Schniedel bearbeitend hinaus auf die Weide geeilt.

Nur der väterliche Schutz des alternden Bürgermeisters hatte ihn davor bewahrt, eingesperrt zu werden.

Die Klage des Bauern, seine Kühe wären so traumatisiert, dass sie nur noch Sauermilch gäben, war beim zuständigen Amtsgericht noch anhängig.

"Nein!", der Gräfin linke, noch weniger beschäftigte Hand sank kraftlos in die Marmelade, "das wirst Du doch nicht tun!"

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie Graf Wurstel an.

Der Graf sprang vom Frühstückstisch auf .

„Ha“, donnerte er, „ha, jetzt hat er es zu weit getrieben! Ich werde ihn vernichten! Der wagt es, mir die Stirn zu bieten? Mir, Graf Wurstel von Brauschiss! Der wird mich kennenlernen! Wenn Gas nicht hilft, ich kann auch anders!“

Der Graf war dunkelrot angelaufen. Die Adern am Hals hatten den Umfang der Deutschländer Würstchen von Meica angenommen. Sie drohten, im nächsten Augenblick zu platzen.

„Denk doch an dein Herz“, flehte die Gräfin und ihre Augen weiteten sich noch mehr.

„Ha“, der Graf hatte im Aufspringen seinen Stuhl von sich geschleudert. Krachend landete er vor dem Kamin und zerfiel im selben Augenblick in seine Einzelteile.

Cornelia, die gute Seele des Hauses, hatte sich immer redlich bemüht, das Mobiliar der herrschaftlichen Burg zu behandeln, wie man rohe Eier behandelt. Nur mit dem Staubwisch aus Straußenfedern hatte sie versucht, den gräflichen Knös zu entfernen, der sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hatte. Wie vorsichtig hatte die Gute die Türen hinter sich geschlossen, um nicht der Wucht des Luftzuges die Möglichkeit zu geben, im Raume Verwüstungen unter den gebrechlichen Sesseln und Tischen anzurichten.

Nun lag ihr Lebenswerk vor dem Kamin. Wie würde sie sich grämen, wenn sie es erführe!

Graf Wurstel von Brauschiss durchmaß in raumgreifenden Schritten das herrschaftliche Frühstückszimmer, allem, was sich ihm in den Weg stellte, einen Tritt verpassend.

Berge von zerschmetterten Möbeln säumten seinen Weg.

„Denk an dein Herz!“ Die sorgenvolle Mahnung erreichte den Grafen nicht. In einem Anfall unbändiger Wut, wie sie nur die von Brauschissens ihr eigen nannten, riss er die Zimmertüre auf, die daraufhin aus den Angeln brach., sich im Rahmen verkeilte und dem Graf den Durchgang versperrte.

„Ihr versagt mir den Gehorsam?“ krakeelte der Graf. „Da, nehmt!“ Er schleuderte die Tür in den Flur, wo sie mehrere bröcklige Geweihe stattlicher Zwölfender, die Wurstels Urgroßvater seinerzeit noch mit der Steinschleuder erlegt hatte, mit sich riss.

Der Graf war nun nicht mehr zu halten. Verzweifelt hatte die Gräfin versucht, sich an ihn zu hängen. Sie wurde erbarmungslos mitgeschleift.

„Papilein, Papilein, was machst du denn?“

Zwei der vier weiblichen Wechselbälger, die der Graf im Zustand geistiger Umnachtung der Gräfin angedreht hatte, stellten sich ihm in den Weg. Selbst der Pfarrer, der die gesamte Grafenfamilie seit Generationen kannte, alle Mitglieder hatte taufen müssen und vor daher durch kaum etwas noch zu erschrecken war, hatte damals geraten, diese Aliens sofort anonym einer Schaustellerfamilie unterzuschieben. Der Graf hatte gemurmelt: „Na, ein paar Groschen werden sie doch wert sein“, und versucht, sie auf dem Trödelmarkt zu verscherbeln. Er hatte den Plan später wieder fallengelassen, da man ihm den Zutritt zum Markt mit der Bemerkung verwehrt hatte, Affen müssten drei Monate in Quarantäne, bevor man sie verkaufen dürfe.

Nun kam ihm dieses Natterngezücht gerade recht, sein Mütchen an ihm zu kühlen. Wie Spielzeug schleuderte er die beiden durch die Luft. Soscherl, die älteste Tochter bleib mit dem Kopf im Kronleuchter hängen, verursachte einen Kurzschluss und kokelte leise vor sich hin.

Mariechen, die Zweitälteste, die der Graf in der Badewanne gezeugt hatte, wobei das Beste weggeflossen war, was man Mariechen auch deutlich ansah, verhedderte sich in der Garderobe und konnte vom THW nur dadurch gerettet werden, dass man die gesamte Garderobe abbaute. Befreien konnte man sie aus dem Gestrüpp von Mänteln, Schals, Schuhen, Springseilchen usw. nicht mehr.

Graf Wurstel von Brauschiss erreichte denWaffenschrank, riss seine doppelläufige Flinte mit den ziselierten Läufen heraus, packte eine Schachtel mit Patronen und stopfte sich gut ein Dutzend davon in die Taschen.

Er durcheilte den Burgflur und erreichte die Gartentür.

Die Gräfin hatte sich nicht mehr halten können und war von Graf Wurstel abgefallen wie eine vollgesogene Zecke. Nun lag sie im Flur und versuchte krampfhaft, ihren Morgenmantel zu ordnen, damit ihres Leibes Blöße nicht noch zufällig daherkommende Hausierer in den Wahnsinn triebe.

„Es ist doch nur ein Maulwurf“, rief sie mit sich überschlagender Stimme ihrem Gatten nach.

Der Graf, rasend vor Zorn, flog quasi durch den Garten. Vor den hässlichen Erdhaufen, die ein Maulwurf unbotmäßig auf dem fürstlichen Rasen hinterlassen hatte, hielt er an.

Schnell war das Gewehr durchgeladen.

Bebend vor Wut legte der Graf an und drückte zweimal ab.

Der Schrot ließ die Erde in weitem Bogen davonspritzen.

Mit mächtigem Schwung schleuderte Wurstel von Brauschiss die leeren Patronen ins Damwildgehege. Sie trafen den Hirschen genau zwischen die Augen. Er verdrehte dieselben, sackte erst vorn, dann hinten ein und hauchte sein Leben aus.

„Wenn schon,“ dröhnte der Graf hämisch, „er hat sowieso meine Ansprüche die Qualität des Samens betreffend nicht erfüllen können. Werde mich selber drum kümmern müssen, und wenn das Damwild so aussieht wie meine Kinder! Wäre doch gelacht, wenn das Geschlecht derer von Brauschiss nicht endlich einen Stammhalter bekäme!“

Zum zweiten Male lud er die Waffe. Immer noch weißglühend vor Entrüstung jagte er die Schrotladungen in die Maulwurfshügel. Prasselnd klatschte der Schrot ins Erdreich.

Und ein drittes und viertes Mal durchsiebte der Graf den Rasen.

„So, das wird ihm eine Lehre sein“, höhnte der Graf. „Wer mir den Krieg erklärt, muss sich warm anziehen!“

Scharf vor sich hinpfeifend schlenderte der Graf zum Hause zurück.

Er war mit sich zufrieden. Wieder einmal hatte er durch kompromisslosen Einsatz die Ehre derer von Brauschiss gerettet.

Die Gräfin, die ihn zitternd im Hauseingang erwartete, würdigte er keines Blickes.

„Schwächlinge, du und deine ganze Brut“, zischte er durch die Zähne, ging ins Kaminzimmer, öffnete eine Flasche wertvollen Moselweines von Stüssgen und ließ sich in den Sessel fallen.

Das hätte er nicht machen sollen, denn auch dieses Gestühl war von derselben Qualität wie alle Möbel des Hauses. Und so brach es unter Graf Wurstels Gewicht zusammen wie ein Kartenhaus und mit ihm durch die morschen Dielen des Fußbodens.

Beim morgendlichen Müllentsorgen fand Hausmeister Harry die beiden im Keller und entsorgte sie bestimmungsgemäß in der Restmülltonne.

Die Gräfin verdient seither ihren Lebensunterhalt in der Geisterbahn und hat ein gutes Auskommen.

Soscherl erfüllt ihre Rolle als Glühstrümpfchen in einer Gaslampenfabrik.

Marie wird auf Kunstausstellungen als „Torso der Laokoongruppe“ herumgereicht.

So hat alles doch noch ein gutes Ende genommen.

Gundula, Freifrau von Setterström

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#2

Waidmannsheil oder wie der Adel Maulwürfe bekämpft

in Lifestyle kreativ 23.08.2006 08:41
von Helmut • Foreninventar | 586 Beiträge | 618 Punkte
Hey is ja richtig gut,

Muss ich mir mal ausdrucken lassen, da kann man diese Geschichte des alten deutschen Adels besser lesen !

So ist es halt mt den so betuchten VIP's für irgend was kann man sie am Ende immer gebrauchen !!

Lustige Grüsse aus Bonn

Helmut

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